Der Soleleitungsweg Ramsau ist heute einer der schönsten und bekanntesten Wanderwege im Berchtesgadener Talkessel. Ohne merkliche Höhendifferenz führt er hoch über dem Ramsauer Tal vom Söldenköpfl bis zum Pass Schwarzbachwacht.
Gemeinsam mit dem Salzbergwerk Berchtesgaden verkörpert er zugleich ein spannendes Kapitel Wirtschaftsgeschichte. Seit über 500 Jahren ist die Geschichte Berchtesgadens eng mit der des Salzbergbaus verbunden. Das „weiße Gold“ brachte Reichtum und Wohlstand für die fast 700 Jahre eigenständige Fürstprobstei Berchtesgaden. 1803 bedeutete die Säkularisation das Ende des Kirchenstaates. Berchtesgaden gehörte für kurze Zeit zum Kurfürstentum Salzburg, zum Kaiserreich Österreich und fiel unter französische Herrschaft, bevor es 1810 zum Königreich Bayern kam. Die politische Veränderung ermöglichte nun den zollfreien Handel innerhalb Bayerns. Für die Saline Frauenreuth in Berchtesgaden war absehbar, dass das zum Sieden benötigte Holz sich bei dem ungeheuer großen Verbrauch bald erschöpfen würde. Es wurde die Idee der ersten Pipeline der Welt geboren.
Mit dem Bau einer 29 km langen Soleleitung zur Saline Bad Reichenhall wurde 1817 der Rohstoffabsatz für das Salzbergwerk gesichert. Am Prinzip des „nassen Abbaues“ hat sich bis heute nichts geändert. Es wird Frischwasser in Sinkwerke, heute Bohrspülwerke, eingeleitet bis eine Sole von rund 25 Prozent Salzgehalt entsteht. 1817 wurde durch den Bau einer 29 km langen Soleleitung zur Saline Bad Reichenhall deren Rohstoffversorgung für die Salzgewinnung gesichert. Von 1817 bis 1927 führte sie über den Pass Schwarzbachwacht entlang des heutigen Soleleitungsweges, von 1928 bis 1961 auf einer neuen Trasse entlang der Straße. Aus wirtschaftlichen Gründen wurde sie ab 1961 durch eine neue, um 11 km kürzere, und niedriger gelegene Strecke über Bischofswiesen und den Pass Hallthurm ersetzt. Der frühere Werkweg ist bis heute als bequemer Wanderweg erhalten und fasziniert mit einem beeindruckenden Panorama auf die gegenüber liegenden Berggipfel.
Quelle: Franz Lenz, Der Berchtesgadener Salzbergbau und Dr. Manfred Feulner, Die Säkularisation – Ende des Berchtesgadener Kirchenstaates, Festschrift 900 Jahre Berchtesgaden.
Empfehlung: Passend zum Soleleitungsweg in der Ramsau ist auch das Berchtesgadener Teilstück vom Salzbergwerk zum Haus der Berge eine sehr lohnende Wanderung. (https://www.berchtesgaden.de/wandern/salz-und-soleleitungswege/soleleitung-berchtesgaden)
Hochbehälter und Brunnhaus Söldenköpfl, erbaut 1817
Das Brunnhaus Söldenköpfl war die “Bergstation” der Soleleitung Berchtesgaden - Reichenhall.
Zu ihm wurde die Sole vom Brunnhaus Ilsank mittels einer eigens konstruierten “Wassersäulenmaschine” über 365,5 Höhenmeter angehoben. Diese Pumpe war zu Beginn des 19. Jahrhunderts die größte Maschine der Welt, sie befindet sich heute im Salzbergwerk Berchtesgaden und kann dort besichtigt werden.
Wegen des hohen Drucks bei der Überwindung des Höhenunterschiedes bestand die Soleleitung zwischen Ilsank und Söldenköpfl aus gusseisernen Rohren. Bei deren Fertigung waren damals technische Schwierigkeiten zu überwinden und auch die Verbindungen zwischen den einzelnen Rohren bereiteten Probleme. Es war daher eine wichtige Aufgabe des Personals im Brunnhaus ständig die ankommende Menge an Sole zu kontrollieren, um damit die Pumpleistung wie auch die Dichtigkeit der Leitung zu überprüfen.
Die Sole wurde anschließend in den Hochbehälter geleitet, von hier floss sie frei dem Gefälle folgend über die Brunnhäuser Schwarzbachwacht und Jettenberg bis zur Saline nach Reichenhall.
Geologisches Profil durch das Wimbachtal: Die höheren Bereiche von Watzmann und Hochkalter werden von Dachsteinkalk aufgebaut, der durch seine Bankung leicht zu erkennen ist. Darunter liegen Dolomitgesteine, die den Grus für die Schutteinfüllung des Wimbachtales liefern.
Das Wimbachtal - ein tiefer Blick in die Bergwelt
Das Berchtesgadener Salz ist rund 250 Millionen Jahre alt.
Das Wimbachtal hat sich tief zwischen Watzmannn und Hochkalter eingeschnitten. Rund 46 Mio. Jahre Erdgeschichte sind an den Talflanken aufgeschlossen. Noch ein gutes Stück älter aus der unteren Triaszeit sind die Werfener Schichten und das Haselgebirge, das älteste geologische Schichtglied der Berchtesgadener Alpen. Das Haselgebirge besteht neben Salz aus Ton, Anhydrit und Gips. Es entstand durch Eindampfungen eines flachen Meeres, das damals unter warmem und trockenem Klima verdunstete.
Im Salzbergwerk Berchtesgaden wird das Salz untertage in mehreren Etagen abgebaut. Die tiefste Etage liegt dabei unterhalb der Talsohle der Berchtesgadener Ache, weitere Horizontalstollen sind im Salzberg über dem Talniveau angelegt. Das Salz wird heute in Bohrspülwerken durch Wasser aus dem Berg gelöst, der Lösungsansatz findet dabei unter Druck in Bohrlöchern statt. Die entstandene Sole (Salzgehalt knapp über 25 %) wird zur Versiedung seit 1961 über den Pass Hallthurm nach Bad Reichenhall gepumpt.
Die Soleleitung - erste Pipeline der Welt
Der Grund für den Bau der ersten Pipeline der Welt war einfach: das Holz, das als Brennmaterial zur Versiedung der Sole gebraucht wurde, ging in der Umgebung von Reichenhall zur Neige. Die erste Soleleitung wurde deshalb in den Jahren 1617 - 1619 von Reichenhall nach Traunstein gebaut, da dort noch Wälder im Einzugsgebiet der Flüsse - das Holz wurde getriftet - und Torf als Brennmaterial zur Verfügung standen.
Zu Beginn des 19. Jahrhundert tauchte wieder das gleiche Problem auf, die Holzvorräte im Einzugsbereich von Traunstein gingen zu Ende. König Max I. Josef erteilte deshalb 1807 Georg Reichenbach den Auftrag, eine Verlängerung der Soleleitung bis Rosenheim zu bauen. Die Gesamt-länge der Soleleitung von Reichenhall bis Rosenheim betrug nun 80 km, sie war von 1810 bis 1958 in Betrieb. Nachdem Berchtesgaden 1810 von Bayern in Besitz genommen wurde, sollte auch das Berchtesgadener Salzbergwerk an die bestehende Soleleitung angeschlossen werden. Da aber der genaue Grenzverlauf zwischen Bayern und Österreich am Pass Hallthurm und am Fuße des Lattengebirges umstritten war, wurde 1816 der Auftrag zum Bau der Soleleitung von Berchtesgaden über die Ramsau und Schwarzbachwacht nach Reichenhall gegeben.
Anlässlich einer großen Eröffnungsfeier mit zahlreichen Ehrengästen, an der Spitze König Max I. Josef, wurde dieses dritte Teilstück der Soleleitung am 21. Dezember 1817 in Betrieb genommen.
Mikroskopaufnahme von Kochsalz: Die Kantenlänge eines Würfels beträgt etwa 1/2 Millimeter, man kann daher schon mit einer etwas stärkeren Lupe die Kristallform erkennen. Steinsalz (als bergmännischer Begriff) enthält das Mineral Halit, das aus Natrium- und Chlorionen besteht, es ist unser im Alltag gebräuchliches Kochsalz (NaCl).
Natrium und Chlor kristallisieren zusammen im kubischen Kristallsystem (lateinisch cubus = Würfel), darum erscheinen die Salzkristalle des Kochsalzes als Würfel.
Salz: das weiße Gold
Das Salz ermöglichte Fisch und Fleisch zu konservieren. Damit war es möglich haltbare Vorräte anzulegen, Hungersnöte und nicht so ertragreiche Jahre konnten besser überbrückt werden. Durch den Bevölkerungszuwachs im ausgehenden Mittelalter wuchs der Bedarf nach Salz, ebenso wurde es zunehmend wichtiger bei der Verarbeitung von Häuten zu Leder.
Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Verwendungsmöglichkeiten entdeckt, es wurde als Glasur von Steingut benützt und beim Veredeln von Metallen.
In neuerer Zeit wurde und wird es bei der Holzbehandlung, im Straßenbau, in der Chemie- und Farbenindustrie, in der Papier- und Zellstoffindustrie, beim Galvanisieren und natürlich auch als Auftaumittel bei winterlichen Bedingungen im Straßenverkehr eingesetzt.
Geopolitische Karte der Region im 18. Jahrhundert: Die Karte zeigt die politischen Grenzen im 18. Jahrhundert. Die Fürstprobstei Berchtesgaden wurde 1809 Bayern zugesprochen, ihre Grenze gegenüber Österreich ist deshalb in “bayerischer” Farbe ausgeführt.
In allen drei Gebietskörperschaften war jeweils das Salz über Jahrhunderte der bedeutendste Wirtschaftsfaktor.
Salz und Politik
Fürstprobstei Berchtesgaden, Fürsterzbistum Salzburg und Königreich Bayern.
Im 11. Jahrhundert begann die dauerhafte Besiedelung des Berchtesgadener Talkessels, 1102 wurde das Chorherrenstift der Augustiner gegründet. Durch Kaiser Friedrich Barbarossa wurde dem Stift 1156 Forst-, Salz- und Handelsrecht verliehen: die Pröpste des Klosters waren somit auch Landesherren. Damit grenzten die Fürstprobstei Berchtesgaden, das bayerische Reichenhall und das Bistum Salzburg aneinander und jeweils spielte das Salz als wichtigstes Wirtschaftsgut die größte Rolle. Es folgten Streitereien und Händel, Kriege wurden geführt, Salzburgs Kirchen und Klöster zerstört und Reichenhall abgebrannt. Durch den Anschlag des ersten Stollens 1517 zur Salzgewinnung untertage und der Errichtung einer Saline in Berchtesgaden (von 1556 - 1928, dazu die Saline in Marktschellenberg, urkundlich erwähnt schon 1212, bis 1805) verschärfte sich die Konkurrenzsituation nochmals. Schließlich führte Misswirtschaft dazu, dass der letzte Fürstprobst 1795 die Salzgewinnung dem bayerischen Kurfürsten verkaufen musste.
Mit der Säkularisation endet 1803 die Geschichte der Fürstprobstei Berchtesgaden. Salzburg und Berchtesgaden wurden 1809 Bayern zugeteilt und 1810 nahm Bayern es in Besitz. Beim Wiener Kongress erlangte Österreich die Herrschaft über Salzburg, Berchtesgaden blieb jedoch bayerisch und mit dem Münchner Vertrag vom 14. April 1816 wurde dies endgültig besiegelt.
Entfernung:
4,5 km
Länge:
West 4,7 km, Ost 5,6 km
Weg:
Weg-Nr. 1, gelbe Beschilderung
Ausgangsort:
(P) Zipfhäusl
Bushaltestelle/Linie
(H) Zipfhäusl, RVO-Linie 845 oder Rufbus
Anfahrt:
über B 305, Abzw. Schwarzecker Straße bis (P)