Der Ramsauer Mühlstein ist eine Hinterlassenschaft aus den Eiszeiten. Er kommt im Berchtesgadener Talkessel nur in der Ramsau, entlang des Hochkalters und auf der gegenüberliegenden Talseite im Lattenbachgraben und am Kunterweg vor. Die Herstellung von Mahlsteinen für Mühlen war ein wichtiger Erwerbszweig. Bereits 1501 wurde erstmals in Ramsau das vererbbare Recht der Mühlsteinbrechergerechtsamen verliehen.
Durch die verhältnismäßig geringe Härte des Gesteins war dieses mit einfachem Werkzeug leicht zu brechen und zu formen. Erst in der Luft härtet es richtig aus und erreicht seine Festigkeit. Grobkörniges Material diente zum Gebäude- und Brückenbau, feinkörniges wurde zur Fertigung der bekannten und begehrten Ramsauer Mühlsteine verwendet. In alten Unterlagen ist ein jährlicher Ertrag der Steinbrüche von über 2 000 Stück erwähnt, die über Salzach, Inn und Donau bis ans Schwarze Meer und auch nach England verschickt wurden.
Zwar gibt es heute keine Ramsauer Mühlsteinbrecher mehr, aber ihre steinernen Zeugnisse sind noch immer zu sehen. Informationstafeln entlang des Themenwanderweges durch das Ramsauer Tal und um den Hintersee helfen beim Entdecken und vermitteln viel Wissenswertes.
Die Ramsau und ein ganz besonderer Stein Themenwanderweg durch die Ramsau und um den Hintersee
Interessantes und Wissenswertes rund um den Ramsauer Mühlstein,
die Natur entlang des
Weges und die Erdgeschichte der Ramsau.
Der Ramsauer Mühlstein
Einst ein begehrter Werkstein
Der Ramsauer Mühlstein, auch als Ramsauer Nagelfluh bezeichnet, besteht aus miteinander verbackenen Geröllen verschiedener Gesteine und entstand aus den Schottern eines ehemaligen Flusses.
Die bunten Gerölle verleihen dem Gestein ein lebhaftes Aussehen, so dass der Ramsauer Mühlstein ein begehrter Werkstein war. Es wurden aus ihm nicht nur Mühlsteine angefertigt, auch zur Verblendung von Gebäudesockeln und zur Herstellung von Brunnen und Trögen wurde er verwendet. So findet er sich an der Ramsauer Pfarrkirche St. Sebastian wie am Eingang zum Friedhof, die Pflanztröge davor wurden ebenfalls aus Ramsauer Mühlstein hergestellt. Auch die Säulen an der Kalvarienberg-Kapelle wurden aus Ramsauer Mühlstein angefertigt. Bis in die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wurde der Ramsauer Mühlstein abgebaut, heute sind die Steinbrüche zugewachsen und unter Wald verborgen. Die Herstellung der Mühlsteine und der Abbau stellten einst einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Ramsau dar.
In einem schmalen Streifen ziehen sich die Mühlsteinvorkommen bis in einer Höhenlage von etwa 860 m um den Hochkalter, ein kleineres Vorkommen ist noch im Bereich des Lattenbaches an der Nordseite des Ramsauer Tales erhalten. Die Mächtigkeit des Ramsauer Mühlsteins kann bis zu 150 m betragen, meist bildet er im Gelände eine markante Steilstufe.
Die Entstehung des Ramsauer Mühlsteins - Eine Hinterlassenschaft aus den Eiszeiten
Sowohl während der Mindel-Kaltzeit wie auch während der nachfolgenden Riß-Kaltzeit waren die Alpen stark vergletschert und die Eismassen konnten von Süden aus den Zentralalpen kommend das Salzach-Quertal und den Pass Hirschbichl mitsamt ihrem Geschiebe überwinden.
Einhergehend mit dem Abschmelzen der Eismassen begannen nun Flüsse die Gesteine aus den Zentralalpen umzulagern. Dabei erhielten sie die für Flussgerölle typische runde Form und auch ihre jetzige Größe. Innerhalb des Mühlsteins entstanden verschiedene Schichtungsgefüge, wie sie für Flussablagerungen charakteristisch sind.
Insgesamt füllten die Schotter das Ramsauer Tal bis zu einer Höhenlage von 860 m aus und die Verfestigung begann. Während der nachfolgenden Eiszeiten wurden die Ablagerungen durch erneute Gletschervorstöße zu einem großen Teil wieder ausgeräumt und aufgearbeitet. In den Moränenablagerungen aus der Würm-Kaltzeit treten Ramsauer Mühlsteinblöcke sogar als Komponenten auf.
Die heutigen Vorkommen des Mühlsteins an den Bergflanken sind daher nur noch spärliche Reste der einstigen Talverfüllung.
Wald und Totholz
Totholz ist ein wichtiger Lebensraum
In früheren Zeiten wurde aus den Wirtschaftswäldern alles tote Holz entfernt. Nur an schwer zugänglichen Stellen blieben abgestorbene Bäume stehen oder durch Windwurf gefallene Bäume liegen. Heute werden in naturnah bewirtschafteten Wäldern bewußt ein paar tote Bäume stehen gelassen und gefallenes Holz wird ebenfalls nicht vollständig geräumt.
Gut 70% aller Pilze und etwa ein Viertel aller Tierarten im Wald sind auf totes Holz als Lebensraum angewiesen!
Spechte bevorzugen alte oder tote Bäume zum Bau ihrer Höhlen. Verlassen sie die Höhlen, werden sie von Mardern, Eichhörnchen oder Siebenschläfern bezogen. Auch andere Vogelarten wie der Kleiber oder die Kohlmeise nutzen die verlassenen Höhlen.
Zahlreiche Insekten bzw. deren Larven leben ebenfalls in totem Holz. Etwa 250 der ungefähr 400 in Deutschland nicht mehr auffindbaren oder vom Aussterben bedrohten Käfer benötigen totes Holz als Lebensgrundlage.
Totes Holz wird in erster Linie durch Pilze zersetzt, damit werden die Nährstoffe der abgestorbenen Bäume zurück in den Boden und somit in den Kreislauf der Natur geführt.
Der Zunderschwamm ist ein häufig vorkommender Holzzersetzer. ▲
Die Gerölle im Ramsauer Mühlstein
Gesteine aus den Zentralalpen bestimmen das Bild
Nur etwa ein Viertel der Komponenten des Ramsauer Mühlsteins sind Kalke und Dolomite, die aus den Nördlichen Kalkalpen stammen. Die restlichen drei Viertel stammen aus der Grauwackenzone (Sandsteine) und überwiegend aus den Tauern.
Die bunten Kristallingesteine (u.a. Glimmerschiefer, Gneise und Amphibolite) und die hellen, fast weißen Quarzgesteine sind sehr hart und spröde, wodurch sich das Gestein für die Verwendung als Mühlstein bestens eignete.
Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass die Gerölle nach ihrer Größe lagig angeordnet sind. Dies kommt durch den Transport in fließendem Wasser zustande, wo entsprechend der Fließgeschwindigkeit des Wassers die Gerölle nach Größe sortiert wurden.
Zur Bildung ähnlicher Gesteine kam es in auch im Salzach- und im Inntal. Die wesentlich größeren Vorkommen (u.a. der gesamte Mönchsberg in Salzburg) werden bis heute abgebaut (Golling, Brannenburg im Inntal).
In Salzburg sind zahlreiche Gebäude aus diesem Stein errichtet, ebenso findet man ihn als Verblendung an Gebäudesockeln.
Die Jüngere Nagelfluh
Gerölle aus der Umgebung
Hier am Wartstein steht in einem schmalen Streifen ein Gestein an, das wie der Ramsauer Mühlstein aus verbackenen Geröllen besteht. Allerdings enthält die sogenannte Jüngere Nagelfluh keine Kristallingerölle mehr, fast ausschließlich Kalkgesteine aus der lokalen Umgebung treten als Komponenten auf.
Im Vergleich zum Ramsauer Mühlstein ist auch festzustellen, dass die Verfestigung weniger weit fortgeschritten ist.
Überdeckt werden die Vorkommen der Jüngeren Nagelfluh von Moränenablagerungen der letzten Eiszeit, die hier auch die Buckelwiesen bilden. Somit muss altersmäßig eine Einstufung der Jüngeren Nagelfluh zwischen Ramsauer Mühlstein und Würmmoräne erfolgen.
Auf kürzester Entfernung sind damit - ausgehend vom Ramsauer Mühlstein am Lattenbach bis hier zum Wartstein - 400.000 Jahre Erdgeschichte der jüngsten Vergangenheit einschließlich der letzten drei Eiszeiten dokumentiert.
Die Talgeschichte der Ramsau
Gletscher und Flüsse formten das Ramsauer Tal
Das Ramsauer Tal markiert eine Grenze im Gebirgsbau, an der verschiedene geologische Einheiten aneinander stoßen. Zu der tieferen Einheit gehören Watzmann und Hochkalter, zu der höheren, darüberliegenden, das Lattengebirge und die Reiteralm. Zwischen ihnen ist noch eine weitere Einheit in einem schmalen Streifen eingequetscht.
Während der Eiszeiten benutzten Gletscher diese Schwächezone und hobelten das Tal immer tiefer aus. Zwischen den Eiszeiten schnitten sich Flüsse ein, die die Gletscherablagerungen ausräumten und im Gelände kleinere Verebnungen hinterließen.
Auf diese Art entstanden die in der Höhenlage gestaffelten Verebnungen, die dann wiederum durch Flüsse weiter zerteilt wurden. Zudem ist für die abwechslungsreiche Landschaft der Ramsau auch die Vielfalt an Gesteinen verantwortlich, die der schürfenden Kraft der Gletscher unterschiedlich starken Widerstand entgegen setzten.
Die Ramsau und ein ganz besonderer Stein Themenwanderweg durch die Ramsau und um den Hintersee
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Weges und die Erdgeschichte der Ramsau.
Der Hintersee
Der Hintersee war einst dreimal so groß
Aufgestaut wurde der Hintersee durch die Bergsturzablagerungen des Zauberwaldes, der vor ca. 3500 Jahren niederging. Seit dieser Zeit hat der Hintersee beträchtlich an Größe eingebüßt, die Schuttlieferungen aus dem Klausbachtal verfüllten ihn zusehends. Der heutige Hintersee besitzt nur noch eine Fläche von etwa 0,35 km2, ein Drittel seiner ursprünglichen Größe.
Um den Hintersee zu erhalten und auch eine geregelte Holztrift zu ermöglichen, wurde daher bereits im 19. Jahrhundert der Klausbach um den Hintersee herum geleitet.
Gespeist wird der Hintersee durch Quellen am Seeboden sowie durch kurze Zuflüsse aus dem Klausbachtal. Die kurzen Fließstrecken ermöglichen keine bedeutende Erwärmung des zufließenden Wassers, der Hintersee ist daher im Sommer relativ kalt.
Bemerkenswert um den Hintersee sind die ausgeprägten Verlandungszonen, die sowohl im Bereich der Zuflüsse wie des Abflusses größere Ausmaße erreichen. Um die Zuflüsse hat sich ein Grauerlen- und Lavendelweidenauwald entwickelt, in dem weiterhin Esche, Bergahorn, Schwärzende Weide und Fichte auftreten.
Im ufernahen Bereich bestimmen vor allem Tannenwedel, Schnabel-Segge und Rispen-Segge das Bild, die im schlammigen Untergrund wurzeln.
Ramsauer Mühlen
Über Jahrhunderte hinweg wurden Mühlen in der Ramsau betrieben
Die Anfänge des Mühlenwesens in der Ramsau liegen im Dunkeln. Überliefert ist aber, dass sich bereits im Jahre 1667 die Bäcker und Müller der Gegend zu einer Zunft zusammenschlossen. Es muss also schon vorher, vielleicht sogar schon bis in das 15. Jahrhundert zurückreichend, Mühlen und Müller gegeben haben.
Zur Blütezeit des Mühlenwesens im 18. und 19. Jahrhundert waren in der Ramsau bis zu 27 Mühlen in Betrieb. Die meisten davon gehörten Bauern, die zu mehreren zusammen eine Mühle für den Eigenbedarf betrieben, denn damals wurde in der Ramsau auch noch Getreide angebaut. Nur wenige andere Mühlen besaßen das Recht, gegen Lohn zu mahlen oder ihre Produkte zu verkaufen.
Die Mühlen standen entlang der Gebirgsbäche, wo sie durch Wasserkraft angetrieben wurden. Ein Seitenbach des Lattenbaches trägt noch heute den Namen Mühlgraben, auch wenn dort alle Mühlen längst verschwunden sind.
Gemahlen wurde natürlich mit den Ramsauer Mühlsteinen. Dabei diente ein Mühlstein, der sogenannte Bodenstein, als Unterlager über dem sich der andere Mühlstein, der Läufer drehte. Zwischen ihnen wurde das Getreide gemahlen, die harten Kristallingerölle aus den Zentralalpen im Ramsauer Mühlstein übernahmen diese Aufgabe.
Die Mühlsteine unterlagen natürlich einem gewissen Verschleiß, auch konnten sie brechen. Deshalb wurden, solange es die Mühlen gab, immer wieder neue Mühlsteine benötigt. In den Steinbrüchen hier und im Inntal wurden die Mühlsteine direkt aus den Gesteinsvorkommen geschlagen oder mit quellendem Holz herausgesprengt. Zurück blieben die runden Hohlformen, aus denen die Mühlsteine gewonnen wurden.
Werksteine im Raum Berchtesgaden
Hallstätter Kalke, Ramsaudolomit, Adneter Kalke
Die hier im Bereich der Marxenklamm in einem kleinen Vorkommen anstehenden Hallstätter Kalke waren im Berchtesgadener Raum der am häufigsten verwendete Stein. Beliebt waren sie vor allem wegen ihrer bunten Farben, die vom rötlichen über gelb ins beige spielen. Der sehr dichte Stein wurde zu Mauersteinen und Grabsteinen verarbeitet, aber auch Säulen wurden aus ihm hergestellt. Im technischen Bereich fand er Verwendung als Splitt und Schotter. Der größte Abbau befand sich in Berchtesgaden am Kälberstein.
Nicht weit von der Alpenstraße, bei Oberjettenberg, befindet sich der größte heute in Betrieb befindliche Steinbruch des Berchtesgadener Landes im Ramsaudolomit. Der sehr reine Dolomit - ein Kalzium-Magnesiumkarbonat - wird dort für die chemische Industrie gewonnen.
Ebenfalls weit verbreitet im Berchtesgadener Raum sind die roten Adneter Kalke, die nach einem Vorkommen bei Adnet südlich Salzburg benannt wurden. Von dort erfuhren sie eine weite Verbreitung, da über die Salzach günstige Transportmöglichkeiten bestanden. Benützt wurde der Stein in erster Linie für bauliche Zwecke, selbst im Kölner Dom wurde er verwendet. Im Berchtesgadener Land existierten kleinere Steinbrüche, die allerdings schon lange aufgelassen sind.
Die Gletscherquellen
Das Schmelzwasser des Blaueisgletschers speist die Gletscherquellen
Der Blaueisgletscher am Hochkalter ist der nördlichste Gletscher der Alpen. Sein Schmelzwasser tritt an den Gletscherquellen wieder zutage, nachdem es über 1500 Höhenmeter im Fels zurückgelegt hat. Die Schüttung der Gletscherquellen schwankt sehr stark, zwischen ca. 50 und über 1000 Litern/Sekunde werden geschätzt.
Die Abflussverhältnisse hier am Hochkalter liegen in den geologischen Gegebenheiten begründet. Der Hochkalter selbst wird zum größten Teil aus dem grauen verkarstungsfähigen Dachsteinkalk aufgebaut. Durch im Regenwasser und in der Bodenluft enthaltenes Kohlendioxid, das eine schwache Säure bildet, wird der Kalk gelöst. An der Oberfläche entstehen so Rinnen, Rillen und Karren. Entlang von Spalten und Klüften dringt die Kohlensäure in das Gestein ein und es kommt zu Hohlraumbildungen mit entsprechenden Wasserwegsamkeiten.
Begünstigt werden diese Verhältnisse hier durch die Lagerungsverhältnisse der geologischen Schichten. Die Gesteinspakete fallen nahezu hangparallel gegen das Tal der Ramsauer Ache ein, so dass durch die Fugen zwischen den gekippten Bänken des Dachsteinkalkes Abflussbahnen vorgegeben sind.
Die heutige Höhenlage der Gletscherquellen über dem Talniveau der Ramsauer Ache hängt damit zusammen, dass die Ramsauer Ache sich sehr rasch eingetieft hat und die Gletscherquellen sich noch nicht an die veränderten Verhältnisse angepasst haben.
Gebiet:
Bergsteigerdorf Ramsau
Entfernung:
0,5 km
Länge:
10,1 km
Weg:
Weg-Nr. 2, 62, 64, 65, gelbe Beschilderung
Ausgangsort:
(P) Neuhausenbrücke, Im Tal 39
Bushaltestelle/Linie
(H) Neuhausenbrücke, RVO-Linie 845 oder 846
Anfahrt:
Ortsdurchfahrt Im Tal bis (P) Neuhausenbrücke