Gamsbart und Garnierröckl
Das Berchtesgadener Land dürfte sicherlich eine der Gegenden sein, in der noch soviel Tracht getragen wird, wie kaum wo anders in Deutschland. In ihrer Vielfalt und der Verbreitung in alle Bevölkerungsschichten ist sie Aushängeschild für die typisch bayerische Lebensart und Lebensfreude. Die Berchtesgadener Tracht hat sich - verhältnismäßig spät - Ende des 19. Jahrhunderts im oberbayerischen Raum entwickelt. Im Laufe der Zeit haben sich lokale Unterschiede, wie beispielsweise die Hutform oder dessen vielfältiger Schmuck herausgebildet. Die Berchtesgadener Männertracht der Achentaler in Ramsau erkennt man am typischen Rundscheibling mit Gamsbart, der blaugrauen Joppe, Hirschlederhose, gestrickten Wadelstrümpfen und dem „Bindl“ am Hemdkragen. Die Frauen und Dirndl tragen einen handgereihten Rock, Zöpfe, schwarze Seidenstrümpfe und stecken das Schultertuch mit dem markanten Röschenmuster über dem Mieder fest. Als Schmuck werden eine Kropfkette, eine Haarnadel, Ohrringe und Broschen für das Tuch getragen. Zur Festtagstracht wird ein Seidentuch getragen und über dem Schürzenbund ein ca. 10 cm breites Fürschtabandl gebunden. Darüber tragen die Frauen das Garnierröckl mit aufwändiger Seidenband-Garnier und einen Hut mit Goldschnur und Hutnadel.
Getragen wird die Tracht bei den verschiedensten Anlässen - an Festtagen, an Feiertagen, an Trauertagen oder auch bei Almtänzen. Diese finden im Bergsteigerdorf Ramsau während der Sommersaison ca. alle zwei Wochen im Bergkurgarten statt. Unter weiß-blauem Himmel wird bei einem kühlen Bier und zu zünftiger Musik geplattelt und getanzt. Soloplattler, Figurentänze und Auftritte der Jugendgruppe gehören dabei immer zum festen Bestandteil und sorgen für ein abwechslungsreiches Programm. Besonders eindrucksvoll ist auch der Trachten- und Schützenjahrtag am zweiten Sonntag im Juli, an welchem die siebzehn Weihnachtschützen- und neun Trachtenvereine aus Berchtesgaden nach einer feierlichen Messe durch den historischen Markt von Berchtesgaden marschieren.
Dialekt, Musik, Tracht und Brauch sind nicht von Einzelnen erfunden, daran haben Jahrhunderte gefeilt und auch heute noch sind sie ein wichtiges Bindeglied der Menschen zu ihrer Heimat.