Sennerin und Schüsselkas
Wenn der letzte Schnee geschmolzen ist und die Wiesen hoch auf den Almen saftig grün sind, beginnt der Almsommer in Berchtesgaden. Das Bergsteigerdorf Ramsau ist seit Jahrhunderten von den Weideflächen und den Almen geprägt und auch heute wird die Almwirtschaft noch aktiv und traditionell betrieben. Die Almwirtschaft zählt zu den artenreichsten Kulturlandschaften in ganz Europa und ist seit dem 8. Jahrhundert untrennbar mit den Höfen im Tal verbunden. Durch beispielsweise das regelmäßige Entfernen von unerwünschtem Pflanzenbewuchs und Gehölz - dem „Schwenden“ - und vielen weiteren Pflegearbeiten erhalten die Bauern eine Weidefläche, die überaus reich an Lebensräumen, wie auch Tier- und Pflanzenarten ist. Kulturgüter, wie die umliegende Landschaft, der Almkaser an sich, die Steinmauern und Zäune rundum oder auch die Bewirtschaftungsweise, machen jede Alm für sich einzigartig und lassen die charakteristische Almlandschaft entstehen. Die Almwirtschaft setzt allerdings auch große Hingabe und Engagement voraus, denn die Almkaser sind meist weitab vom Bauernhof im Tal und die Erhaltung und Pflege erfordert viel Handarbeit und Zeitaufwand.
Viele der Almen sind aber nicht nur landwirtschaftliche Betriebe, sondern haben sich durch die Erreichbarkeit über Wanderwege oder Radtouren ebenfalls zu beliebten Ausflugszielen entwickelt. Auch in Ramsau gibt es den Alm-Erlebnisweg, der als abwechslungsreicher Verbindungsweg die Mordaualm über die Lattenbergalm mit der Moosenalm verbindet. Neben einmaligem Bergpanorama und idyllischen Almwiesen, gibt es hier mehrere Almhütten, die mit einer selbstgemachten Brotzeit allemal für die Anstrengungen der Tour entlohnen. Probieren sollte man dabei unbedingt den „Schüsselkas“, einen würzigen Käse, den es in dieser Form nur in Ramsau und Umgebung gibt. Neben Brotzeiten werden die Wanderer auch häufig mit verschiedenen selbst gebackenen Kuchen und Getränken verwöhnt.
Sobald die Almen abgegrast sind und die Tage kürzer und frischer werden, ist es höchste Zeit, die Tiere den Weg ins Tal zu treiben. Wenn kein Unglück den Almsommer über geschieht, dann werden die Kühe und Kälber mit dem Kranzzeug – den „Fuikln” und „Latsch´n-Boschn“ prachtvoll geschmückt. Bis eine Fuikl fertig ist, braucht es viel Fingerspitzengefühl und Geduld - circa 30 Stunden Arbeit und 200 Rosetten aus fein gehobelten und eingefärbten Holzspänen, stecken in jedem einzelnen Kopfschmuck. Die „Kranzkuh“ führt die Tiere auf dem Weg ins Tal an und fällt meistens durch die größte Glocke und einen besonders prächtigen Kopfschmuck auf.