Die Geschichte der Ramsau und seiner Bewohner
Mit der Gründung des Stiftes Berchtesgaden im Jahre 1121 beginnt auch die Geschichte der Ramsau. Das menschenleere Gebirgstal war geprägt von dunklen Wäldern, steilen Felsgipfeln und wilden Tieren. Nur gelegentlich waren hier Jäger unterwegs, bis Probst Eberwein mit seinen Klosterbrüdern den Wald lichtete und Siedler anwarb, die das Land urbar machten. Ende des 13. Jh. wird der Name Ramsau erstmals urkundlich erwähnt. Damals bestand bereits der Handelsweg für „Halleinisches Salz“ über den Hirschbichl in den Pinzgau. Besonders bedeutsam für die Gegend war der 1377 erlassene Landbrief des Stiftes Berchtesgaden, mit dem den Bauern ermöglicht wurde, ihre Höfe und Almen als freieigene Besitzer auf Erbrecht zu kaufen (Lehen). Die bescheidenen und beschwerlich zu bewirtschaftenden Höfe im Tal wurden zwar mit den Almrechten aufgewertet, jedoch reichten die Erträge meist nicht aus, eine Familie zu ernähren.
Einen zusätzlichen Verdienst boten die Forstwirtschaft und die Herstellung und der Handel von Mühlsteinen. 1501 wurden die ersten Mühlsteinbrechergerechtsamen in der Ramsau verliehen. Bis ins 19. Jh. blieben die
Mühlsteine ein wichtiger Erwerbszweig. Auch der durch Ramsau führende
Salzhandelsweg ermöglichte für viele Bauern und Handwerker wie Wagner, Schmied und Sattler ein erträgliches Einkommen. 1500 wurde vom Stift für die Fuhrleute eine
Taverne (heute Gasthof Oberwirt) errichtet und 1512 zu deren seelsorgerischen Betreuung die
Ramsauer Kirche St. Sebastian erbaut. 1517 wurde im
Salzbergwerk Berchtesgaden der erste Stollen angeschlagen. Mit den Salinen in Schellenberg und Berchtesgaden gewannen Salzabbau und Salzhandel und damit der Transportweg durch die Ramsau nochmals an Bedeutung.
Der Salzreichtum hatte auch politische Auswirkungen: Das Augustiner-Chorherrenstift Berchtesgaden stieg zum Reichsfürstentum auf. In der Person des Fürstprobstes waren geistliche und weltliche Macht vereint. Berchtesgaden blieb als Kirchenstaat bis zur Säkularisation 1803 über 700 Jahre eigenständig.
1803 bis 1810 war für Berchtesgaden und die Ramsau eine Zeit großer politischer Wirren. Der Talkessel gehörte zunächst zum Kurfürstentum Salzburg, dann zum Kaiserreich Österreich. Schließlich wurde Berchtesgaden unter französischer Herrschaft im Pariser Vertrag 1810 mit dem Königreich Bayern vereinigt. Seit 1818 ist Ramsau eine eigenständige politische Gemeinde.
Ab dem 19. Jh. erfolgte der Salzhandel zunehmend über bayerisches Gebiet. Es wurde die
Soleleitung nach Bad Reichenhall über den heutigen Soleleitungsweg und die Schwarzbachwacht verlegt. Langsam entwickelte sich der „Fremdenverkehr“ in der Ramsau: Die
Wimbachklamm wurde für den Publikumsverkehr zugänglich gemacht. Der Lehrer Westermayer gründete den Verschönerungsverein Ramsau, den heutigen Tourismusverein. Der Weg durch den
Zauberwald wurde angelegt und am Hintersee entdeckten Künstler die Naturschönheiten. Die
Malerchronik vom Hintersee entstand.
Bergsteiger eroberten zahlreiche Gipfel rund um das Tal und die ersten Berghütten wurden errichtet. Waren bisher nur die adeligen Jagdgesellschaften im Gebirge unterwegs, gingen nun auch Bürger, die es sich leisten konnten, mit einem Bergführer in die Berge.
Die beiden Weltkriege im 20. Jh. und die Zeit des Nationalsozialismus hinterließen auch in der Ramsau ihre Spuren. Einerseits erhöhte die Nähe zum Obersalzberg – Hitlers Privatwohnsitz – den Bekanntheitsgrad der gesamten Gegend. Mit dem Bau der Deutschen Alpenstraße, deren Trasse durch die Ramsau führt, profitierte man vom gestiegenen Ausflugsverkehr. Andererseits wurden auch in Ramsau Menschen aufgrund ihrer Religion oder politischen Meinung bedroht und waren vor Strafen nicht sicher. Viele Männer mussten in den Krieg ziehen. Allein aus dem Zweiten Weltkrieg kehrten über hundert Ramsauer nicht mehr zurück und erst Jahre nach Kriegsende kamen die Letzten aus der Kriegsgefangenschaft. In dieser schweren Zeit waren es meist die Frauen, die sich ohne geregeltes Einkommen um Familie, Haus und Hof kümmern mussten. Erst in den 50er Jahren ging es wirtschaftlich wieder aufwärts. Die über Jahrhunderte gewachsenen Erwerbsstrukturen haben sich bis heute nicht verändert: Landwirtschaft, Handwerk, Dienstleister, Nahversorger und der wichtigste Zweig: der Tourismus.
1978 wurde der
Nationalpark Berchtesgaden gegründet, dessen oberstes Ziel der Schutz der Natur ist. Zwei Drittel des Gemeindegebietes von Ramsau liegen innerhalb der Parkgrenzen. Ramsau ist zudem
Heilklimatischer Kurort und Teil der
Biosphärenregion Berchtesgadener Land.
Natur und Umwelt sollen den Lebensraum für Mensch und Tier in harmonischer Weise ergänzen. Die zukunftswirksame Entscheidung für einen „sanften Tourismus“ war damit gefestigt.
Am 16. September 2015 wurde Ramsau als erstes Bergsteigerdorf Deutschlands ausgezeichnet. Der Erhalt der Natur und der gewachsenen bäuerlichen Kulturlandschaft stehen im Vordergrund. Die Philosophie der Bergsteigerdörfer
Bewegung aus eigener Kraft
Anregung ohne Hektik
Belebtheit ohne Lärm
Genuss auf hohem Niveau
Quellen: Karl Komposch, Kurzchronik der Gemeinde Ramsau b. Berchtesgaden , Zeitraum 1295 bis 1945
Bilder: Ausschnitte aus den Bildstaffleien am Malerweg,
Der Bildband Ramsau, so wie’s früher war
ist zum Vorzugspreis von
18,50 EUR in der Tourist-Info erhältlich.
Die Kurzchronik ist zum Preis von
18,50 EUR in der Tourist-Info erhältlich.