Chronika Historiam Malerherberg am Hintersee

Die Malerchronik vom Hintersee

Am malerisch gelegenen Hintersee entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jh. ein alljährliches Stelldichein vieler Künstler. Neben dem Naturstudium war dabei die gesellige Unterhaltung offensichtlich ein Schwerpunkt. In der Malerchronik vom Hintersee ist uns zum Glück ein einmaliges Dokument dieser schönen Zeit erhalten geblieben. August Frank, ein Wiener Maler und Mitglied der Malerkolonie am Hintersee verfasste im Jahre 1885 dieses umfangreiche und äußerst informative Werk. Hier finden wir – neben einer Vielzahl von beschaulichen und humorvollen Illustrationen – Anekdoten, Festschriften, Nachrufe, Gedichte, Lieder und Urkunden.
Wie aus der Chronik sofort zu ersehen ist, war der Dreh- und Angelpunkt dieser fröhlichen Sommerakademie das dortige Wirtshaus. Dieses wurde zwar im Jahre 1862 von einer Lawine weggerissen, doch schon im Jahr darauf war es an sicherer Stelle wiederaufgebaut. In der zurückgebliebenen Ruine fanden dann Wiener Maler zu ihrer großen Freude noch eine Kiste voller Flaschen mit „Düsseldorfer Künstlersaft“. Ein sicherer Beweis für eine schon früher bestehende Malerkolonie. Im Jahre 1879 übernahm die berühmte Babette Auzinger das Wirtshaus als Pächterin. Unter der Wirtschaftsführung der Auzingerin wurde das Gasthaus nun vollends zum Künstlermagneten. Mit sicherem Gespür für die Unterhaltungslust des Malervölkchens baute die schlaue Wirtin eine Kegelbahn neben das Wirtshaus und kaufte sogar ein Spinett für die sangesfreudige Gästeschar. Bald bildeten Landschaftsmaler aus Düsseldorf, München, Dresden und Wien einen jährlich wiederkehrenden Freundeskreis. Der harte Kern scharte sich um den Wiener Kunstprofessor Albert Zimmermann, welcher sogar mit seiner ganzen Akademieklasse zum Landschaftsstudium an den Hintersee kam.
Frank nennt Ernst Kaiser und Carl Rottmann als die ersten Künstler am Hintersee, dann folgen in seiner Chronik viele Namen damals bekannter Maler: Paul Weber, Ferdinand König, Carl Onken, Hanns Schleich, Jakob Schindler, Willibald und Adalbert Wex, Hubert und Hermann von Herkomer und Albert Waagen.
Die Malerchronik vom Hintersee befindet sich heute im Besitz der Gemeinde Ramsau. Die Motive und Blickwinkel der Künstler können entlang des Maler-Rundweges auf stilisierten Malerstaffleien erfahren werden.

Quelle: Ramsau und Hintersee in der Malerei des 19. Jahrhunderts, Auflage 2007

Der Bildband ist zum Vorzugspreis von 15,50 EUR in der Tourist-Information Ramsau erhältlich.

 

 
 
 

Chronika Historiam Malerherberg am Hintersee

 
 
Einband der Malerchronik 1884Einband der Malerchronik 1884
Bildtext: Die Chronik wurde aus 42 Kartonseiten (40 x 30 cm) mit Passpartout gebunden, die vom Verfasser August Frank und weiteren Künstlern gefüllt wurden.
Deckblatt der Malerchronik 1884Deckblatt der Malerchronik
 
 
Witz und Humor der fröhlichen Malergesellschaft

Witz und Humor der fröhlichen Malergesellschaft

Anton Hlavacek, Feldkreuz über dem HinterseeAnton Hlavacek, Feldkreuz über dem Hintersee
 
 
Richard Scholz 1885, Aquarell Babette Auzinger, Wirtin der MalerherbergeRichard Scholz 1885, Aquarell
Babette Auzinger, Wirtin der Malerherberge
Karl Probst 1884, Künstler in der LandschaftKarl Probst 1884, Künstler in der Landschaft
 
 
W. Weimar, BauernburscheW. Weimar, Bauernbursche
Adalbert Waagen, HinterseeAdalbert Waagen, Hintersee
 
 
Signatur des August FrankSignatur des August Frank
August Frank, der Verfasser der Malerchronik vom HinterseeAugust Frank, der Verfasser der Malerchronik vom Hintersee