Der Extrembergsteiger Hermann Buhl

Hermann Buhl und die Ramsau

Der junge Innsbrucker Hermann Buhl war außer in den alpinen Bergsteigerkreisen noch ganz unbekannt, als er im Winter 1950 zum ersten Mal die Ramsau besuchte. Er kam auf Langlaufskiern die 50 km aus dem österreichischen Hinterthal über den Hirschbichl gelaufen, um einen Ramsauer Kriegskameraden zu besuchen. Er fragte eine junge Frau nach dem Weg dorthin, noch nicht ahnend, dass er ihretwegen noch unzählige Male auf Skiern und per Fahrrad diese Strecke zurücklegen würde.  Generl, so hieß die junge Ramsauerin, in die er sich auf den ersten Blick verliebt hatte, wurde ein Jahr später in der Dorfkirche seine Frau. In der Ramsau hatte der Tiroler Hermann Buhl die Liebe seines Lebens gefunden, das Dorf sollte später seine Wahlheimat werden.

Durch seine spektakuläre Erstbesteigung des 8125 m hohen Nanga Parbat, des deutschen Schicksalsberges, im Alleingang und ohne Sauerstoff im Juli 1953 wurde der Innsbrucker weltberühmt. Er galt als der Bergsteiger der 50er Jahre, ein „Rock“-Star, ein Held, der auf seinen Vortragsreisen im In- und Ausland für volle Säle sorgte. Wenn er diesem Trubel um ihn herum für ein paar Tage entrinnen wollte, zog er sich zur Erholung mit seiner jungen Familie in das Elternhaus seiner Frau nach Ramsau zurück, wo er in die Kletterschuhe stieg und die steilsten Wände der Berchtesgadener Berge durchkletterte.

Bereits vor seiner Nanga Parbat-Erstbesteigung hatte er im Februar 1953 als „Himalaya“-Training, wie er sagte, die tief verschneite Watzmann-Ostwand allein und bei Nacht auf dem schwierigen Salzburger Weg durchstiegen, was vor ihm noch keiner gewagt hatte.

Vier Jahre nach dem Nanga Parbat im Juni 1957 stand Buhl zum zweiten Mal auf einem Achttausender, auf dem 8047 m hohen Broad Peak im Karakorum (westliches Himalaya), zusammen mit 3 Salzburgern. Außer ihm hat es nur Kurt Diemberger geschafft, zwei Achttausender erstzubesteigen. Nach diesem Gipfelerfolg hatten Buhl und Diemberger noch Lust auf eine reine „Vergnügungstour“, auf einen der benachbarten Siebentausender. Die beiden entschieden sich für die 7654 m hohe Chogolisa. Im Alpin-Stil, ohne Träger und Fixseile, näherten sich die beiden Bergsteiger dem höchsten Punkt, als ihnen ein plötzlich einsetzender Schneesturm 300 m unterhalb des Gipfels jegliche Sicht nahm und sie zum Umkehren zwang.

„Wir müssen zurück“, schrie Buhl zu Diemberger hinunter, „der Sturm verweht uns die Spuren!“ Nur die tiefen Pickellöcher vom Anstieg hatten sich im Schnee noch gehalten, von der Fußspur war fast nichts mehr zu sehen. Ein einziger Schritt zu nahe am Wechtenrand wurde Buhl zum Verhängnis. Seine Spur endete hier. Die Wechte brach ab und mit ihr stürzte er in die Tiefe. Dort liegt er im Baltorogletscher, seinem eisigen Grab, ein zum Stillstand gekommener Solitär.

Hermann Buhl hinterließ 1957 seine junge Frau und drei Töchter.

Seinen Traum, sich in Ramsau mit seiner Frau eine Existenz aufzubauen, konnte er sich selbst nicht mehr erfüllen. Aber Generl Buhl verwirklichte als Witwe diesen gemeinsam mit ihrem Mann geträumten Plan und baute sich eine Gästepension, das „Haus Hermann Buhl“.

Auf dem alten Friedhof in Ramsau erinnert eine Gedenkplatte an den berühmten Bergsteiger, der in Ramsau seine Wahlheimat fand. Zum 50-jährigen Jubiläum der Erstbesteigung des Nanga Parbat wurde Hermann Buhl 2003 vor dem Haus des Gastes ein Gedenkstein gewidmet.   
    
 

 

 
Buhl kehrt vom Nanga Parbat zurück  © Bildarchiv Kriemhild Buhl & Thomas KlingerBuhl kehrt vom Nanga Parbat zurück
Ein glückliches Paar Hermann und Generl Buhl  © Bildarchiv Kriemhild Buhl & Thomas KlingerEin glückliches Paar Hermann und Generl Buhl
Hermann und Krimhild Buhl – Papa Lalaleia © Bildarchiv Kriemhild Buhl & Thomas KlingerHermann und Krimhild Buhl – Papa Lalaleia
 
 
 
 
Gedenkplatte an der nördl. Friedhofsmauer, © TI, Georg GrainerGedenkplatte an der nördl. Friedhofsmauer
Gedenkstein an die Erstbesteigung am Haus des Gastes, © TI, Georg GrainerGedenkstein an die Erstbesteigung am Haus des Gastes